"Ich liebe einfach den Sound!"

"Ich liebe einfach den Sound!"

"Ich liebe einfach den Sound!"

Katharina Müller über die Erben einer Gothaer Tradition, 30.05.2020

"Ich liebe einfach den Sound!", sagt er und schlägt ein paar Takte


Gotha, die Geburtsstadt des weltweit erfolgreichen Klavierbauers Carl Bechstein, war früher auch für den Bau von Orgeln und Blechblasinstrumenten bekannt. Jacob August Otto (1763 – 1830), ebenfalls in Gotha geboren und Hofinstrumentenmacher in Weimar, baute einige der ersten Gitarren Deutschlands; Goethe erwarb eine davon für seinen Sohn August.

Heute kaufen die Gothaer ihre Instrumente anderswo, die klingenden Werkstätten der Residenzstadt sind weitgehend verstummt. Mit einer Ausnahme: Carsten Kirsch. In seinem bei Schloss Mönchhof in Alt-Siebleben gelegenen Atelier verleiht er der Tradition eine aktuelle und quicklebendige Note: Er baut Trommeln.

Kirsch, ein gelernter Tischler, kam im Jahr 2000 nach Gotha. In seiner Freizeit spielte er Schlagzeug, absolvierte eine Ausbildung für Rhythmuspädagogik und nahm an Fortbildungen für Tanz und Bewegung teil. 2014 verwirklicht er seinen Lebenstraum und machte sich als Schlaginstrumentenbauer selbstständig.

Begonnen hat er mit "Cajones", Kistentrommeln. Üblicherweise spielt man sie auf ihr sitzend mit den Händen. In Carsten Kirschs Ausstellungsraum präsentiert er solche "Klangkisten" in den unterschiedlichsten Farben und Maserungen, überwiegend aus heimischen Hölzern wie Buche, Birke, Erle oder Eiche, lackiert oder geölt, bunt oder naturbelassen, in verschiedenen Größen, für Erwachsene und Kinder.

Dann kamen Rahmentrommeln dazu. "Ich liebe einfach den Sound", sagt Kirsch, springt auf und schlägt ein paar Takte. Der volle, tiefe Klang der selbstgebauten, mit Ziegenfell bespannten Trommel fasziniert. Auch Bongos baut Kirsch, jene gut kokosnussgroßen Trommeln, die immer im "Doppelpack" daherkommen. Das Fertigen und Reparieren der typisch westafrikanischen Djembés erlernte er dann bei einem Tanz- und Trommel-Workshop in Ghana.

Heute spielen ProfimusikerInnen wie die Perkussionistin Ingeborg Freytag aus Leipzig auf von Carsten Kirsch gebauten Instrumenten, die er nach den Wünschen seiner KundInnen individuell anfertigt. Er bietet auch Workshops zum Selberbauen von Cajones und anderen Trommeln an.
Besonders gern arbeitet Kirsch mit Kindern und Jugendlichen, etwa bei der Ferienakademie "Music in Motion" der Thüringer Philharmonie. Dort konnten Jugendliche in den letzten drei Jahren unter Anleitung von MusikerInnen, MalerInnen, SportlerInnen und Carsten Kirsch als Instrumentenbauer und Trommler die Schnittstellen von Musik und Bewegung ausloten und gemeinsam eine große Gala auf die Beine stellen. In Kitas und Schulen gibt er Kurse im Instrumentenbau: Schon kleine Kinder erlernen bei ihm den Bau von Papptrommeln, die sie selbst gestalten, bunt bemalen oder bekleben - und gleich ausprobieren.

Auch an Carsten Kirsch ist die Corona-Krise nicht unbemerkt vorbeigegangen. Er nutzt die freie Zeit, um auf Vorrat ansprechende und klangvolle Instrumente zu bauen. Nach telefonischer Absprache können Musikinteressierte seine Werkstatt gern besichtigen.